Tabuzone wegen Legionellen:

Reisende sollen Warstein meiden

Die Legionellen-Infektionswelle im sauerländischen Warstein führt zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Der Kreis Soest hat alle Bürger aufgefordert, Reisen in den Raum Warstein möglichst zu meiden. Den Bürgern der Stadt wird empfohlen, sich nicht im Freien aufzuhalten.


 

Vor dem Aufenthalt in Warstein wird gewarnt

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"Reisen in das Gebiet der Stadt Warstein, die nicht unbedingt durchgeführt werden müssen, sollten vermieden werden", teilte der Kreis Soest am Freitagnachmittag mit. Diese Empfehlung erfolge in Absprache mit dem Landeszentrum Gesundheit NRW und dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uni Bonn. An die Bürger in der Stadt richtete der Kreis den Hinweis: "Der Aufenthalt in geschlossenen Räumen verringert das Ansteckungsrisiko."

Bürgertelefon

Zu den aktuellen Legionellen-Erkrankungen in Warstein gibt der Kreis Soest besorgten Bürgern unter der Telefonnummer 02921/303030 Antworten. Das Bürgertelefon ist auch an diesem Samstag (31.08.2013) von 8 bis 18 Uhr sowie am Sonntag (01.09.2013) von 8 bis 16 Uhr erreichbar. 

Zwei Tote, 141 Erkrankte

Insgesamt sind bisher 141 Menschen an einer Lungenentzündung erkrankt. Zwei Männer sind bereits an der Infektion gestorben. Auslöser sind vermutlich Legionellen-Bakterien, die aus einer Kühlanlage in die Luft gelangt sind. Ein Patient liegt derzeit auf einer Intensivstation. Die Kreisbehörde rechnet aufgrund der Inkubationszeit noch mit weiteren neuen Fällen. Die Betroffenen leiden an einer Lungenentzündung, begleitet von Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Reizhusten oder auch Durchfall. Treten diese Symptome auf, sollen Betroffene in der Region einen Arzt aufsuchen.

Bürgermeister schockiert, Bürger panisch

Warsteins Bürgermeister Manfred Gödde äußerte sich laut einem Bericht der WAZ "schockiert" über die Reisewarnung. "Natürlich ist das eine reine Vorsichtsmaßnahme des Kreises in Absprache mit den Experten, der ich mich selbstverständlich anschließe. Aber für Warstein ist dies eine schwere Zeit", sagte der Rathauschef. Er bat dem Bericht zufolge alle Bürger der Stadt um Verständnis für diese Empfehlungen. WDR-Hörfunkkorrespondent Heinrich Buttermann sagte am Samstag, viele Warsteiner seien "jetzt sehr hektisch, sehr panisch". Sie lebten ja nun einmal weiter in der Stadt.

Die Warsteiner schwanken zwischen Ärger und Enttäuschung. Die Reisewarnung zeigt Wirkung. Nur etwa halb so viele Menschen wie an einem normalen Samstag kaufen auf dem Markt ein. Holger Jainz hält nichts von Reisewarnung und zu Hause bleiben. Der Warsteiner Rentner geht wie jeden Samstag Kartoffeln und Eier kaufen. Auf die Kreisverwaltung ist er wirklich nicht gut zu sprechen: "Ich bin eigentlich empört darüber, dass diese Reisewarnung gestern so plötzlich gekommen ist. Ich kann es nicht verstehen was der Kreis Soest da vor hat. Es gibt zwei Möglichkeiten diese Meldung zu verstehen: 1. der Kreis hat uns zehn Tage lang belogen oder es ist eine bodenlose Dummheit."

Im September kommen verstärkt Seniorengruppen

Unklar ist weiterhin, ob eine nach dem Fund einer hohen Legionellenkonzentration in Verdacht geratene Rückkühlanlage eines metallverarbeitenden Betriebs tatsächlich die Quelle des Legionellenausbruchs in Warstein ist. Das nationale Referenzzentrum der TU Dresden teilte laut Kreis Soest mit, dass ein abschließendes Ergebnis erst Mitte der kommenden Woche zu erwarten sei. Deshalb betont das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung, dass es nach wie vor keine Entwarnung geben könne.

Kreisdirektor Dirk Lönnecke vom Kreis Soest begründet die Anordnung mit Sachzwängen und dem Schutz besonders von Seniorengruppen, die normalerweise verstärkt im September nach Warstein kommen. "Deswegen hielten wir es für angemessen zu diesem Wochenende das auszusprechen. Es ist eine Gefahr für Menschen, die nach Warstein kommen und das mussten wir zu dem jetzigen Zeitpunkt auch vermeiden."

Landesregierung nicht beteiligt

Die Landesregierung teilte auf WDR.de-Anfrage mit, der Kreis Soest habe die Reisewarnung in Eigenregie verhängt. Das Land sei nicht beteiligt gewesen. "Da die Quelle für den Legionellenausbruch in Warstein offenbar weiterhin nicht identifiziert worden ist, hat der Kreis Soest im Rahmen seiner Zuständigkeit in Abstimmung mit Experten in eigenem Ermessen entschieden, diese Empfehlungen für die Bürgerinnen und Bürgern herauszugeben", sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Gesundheitsministeriums. "Es bleibt nur zu hoffen, dass die Quelle bald gefunden wird. Das Landeszentrum Gesundheit unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten den Kreis Soest in dieser schwierigen Lage", hieß es weiter.